4. Advent: Still werden, ankommen...da sein

Gestern war ich in Graz unterwegs und habe stauend sehr viele Busse gesehen, die auf Einkaufsfahrt waren. Großteils aus Slowenien. Daneben habe ich Busse entdeckt, die Gastarbeiter z.B. nach Rumänien bringen - um dort über Weihnachten die Zeit mit ihren Familien zu verbringen. Für mich waren lange Busfahrten, die ich früher öfter erlebt habe, eine Zeit der Stille und des (langsamen) Ankommens. Wie ist es wohl für diese Menschen?

Ich war nicht einkaufen, dafür aber im Gottesdienst meiner Gemeinde. Dort war ich sehr berührt, wie anders es ist, wie gut es tut, einerseits still zu werden vor Gott, anzubeten und dort zu Hause zu sein als Christ, wo Menschen sich auf Christus ausrichten. Einfach angekommen zu sein.

Besonders getroffen hat mich das Lied "Du großer Gott". Es wurde auf Spanisch gesungen, weil wir spanisch sprechende Menschen in der Gemeinde haben. Ein Lied in einer anderen Sprache, und doch verständlich in der Sprache des Herzens. Im Sommer habe ich es auf Frasi (eine persische Sprache) gehört.

Wie schön ist es, in verschiedenen Sprachen Gott zu loben - abseits vom weihnachtlichen Straßentrubel. Wie schön ist es, still zu werden, Luft (des Lebens) zu holen beim lebendigen Gott, der ganz klein wird, um Mensch zu werden.

Wie schön ist es, mit Christen in aller Welt einzustimmen und den dreieinigen Gott anzubeten, im Lobpreis seines Volkes; ihm und einander zu begegnen und am Tisch des Herrn vom Brot des Lebens und vom Kelch des Heils gestärkt zu werden.

Es tut so gut. 

4. Advent:

Was will mir dieser Tag sagen, ich leih mir Worte von Dietrich Bonhoeffer (*) aus - die mir einfach aus dem Herzen sprechen:


Meine Seele ist stille vor Gott.
Still werden heißt wirklich nicht mehr sagen können,
heißt das Gefühl als ob eine fremde,
liebe Hand sich auf unsere Lippen legt
und sie uns bedeutet zu schweigen.

Stille sein heißt
selig sein im Anblick des Ersehnten und Geliebten,
heißt sich ganz hingeben,
heißt kapitulieren vor der Übermacht des anderen, ganz anderen,
heißt einen Augenblick lang gar nicht mehr sich selbst,
sondern nur noch den anderen sehen,

heißt aber auch warten,
nämlich darauf, dass der andere uns etwas zu sagten hat,
 

Ich wünsche den Einkaufslustigen und Getriebenen, den Heimreisenden und Ankommenden, in Nah und Fern, Momente der Stille. Momente des Ankommens vor und in Gott.

Es tut gut, still zu werden, anzukommen, da zu sein und gestärkt zu werden.

 

 (*) Text aus dem Buch "Wunder aller Wunder - Weihnachten mit Dietrich Bonhoeffer" erhältlich im Buchhandel oder bei Noahs Laden