In den letzten Tagen bin ich doch ein wenig im Land herumgekommen, genauer gesagt in der Steiermark und im Burgenland. In beiden Bundesländern sind Landtagswahlen.
Schaut man sich die vielen Plakate an, fragt man sich, ob Politik noch mehr Inhalte hat als "Asylchaos stoppen" oder "Wohnungen statt Moschen", um nur zwei wirklich herausragende Slogans (verkürzt) zu zitieren. Mir schauert es über den Rücken, wenn ich daran denke, dass im Mittelmeer Menschen ertrinken, während bei uns die Bierzelte mit laut grölenden Politikern und Fans im Land herumpoltern und ihre Weisheit mit ihrem hoch erhobenen Bier bejubeln.
Haben wir das Not als Land, das im dermaßen großen Überfluss lebt, dass Lebensmittel, die in Wien weggeschmissen werden, z. B. fast Graz ernähren könnten. Haben wir das Recht darauf, anderen, die wahre Not und Verfolgung leiden, den Platz bei uns zu verweigern, wenn in unserem Boot genügend Raum ist und Überfluss herrscht?
Ich verstehe unter respektvollem Umgang mit anderen Menschen, etwas anderes als die Bierzelt-Propheten. Und mir tut es als bewusst Österreich liebender Mensch weh, wenn so abwertend über andere in einer Sprache gesprochen wird, die nicht in Ordnung ist und auch nicht den sogenannten Werten des christlichen Abendlandes (gibt es das überhaupt noch?) entsprechen.
Vorletzten Sonntag war ich in Graz beim Marsch des Lebens, wo schweigend daran gedacht wurde, was an schrecklichen Taten an jüdischen Mitmenschen und Andersdenkenden von einem Horror-Regime angetan wurde. Zeitzeugen haben berichtet, Menschen haben geweint und Buße getan für das, was an Mord, Unrecht und Sünde passiert ist. Es war zutiefst bewegend, wenn man sah, wie sich Menschen versöhnten, Vergebung zugesprochen wurde und wie Tränen getrocknet wurden.
Lernen wir aus der Geschichte oder vergessen wir alles? Ich wünsche mir, dass wir als Christen entsprechend unseren Werten leben, diese vertreten, den Schwachen schützen, egal ob In- oder Ausländer, egal ob Alt oder Jung, ob geboren oder noch nicht geboren, ich wünsche mir klaren Bekennermut dort, wo Unrecht getan wird und Solidarität über Grenzen hinweg.