Sind Mütter berufstätig?

Sind Mütter, die kein Einkommen beziehen, berufstätig?

 

Sie sind zuhause, bei einem, zwei, vielleicht drei oder mehr Kindern, die sie zu erziehen versuchen, die Kleinen sind alle paar Stunden zu wickeln und zu füttern, bei Tag und bei Nacht, die etwas Größeren brauchen ständig Mamas Hilfe und Beistand in allen Gebieten, die sie Tag für Tag neu erforschen, mit den Schulkindern wird Aufgabe gemacht, gelernt, geübt usw.

 

Nicht nur, weil Morgenstund Gold im Mund hat, stehen Mütter meist als erste auf, um Frühstück und Jause zu bereiten, die Kinder für Kindergarten und/oder Schule fertig zu machen, meist nicht gerade gelassen, denn Kinder kennen am Morgen kein Tempo. Danach wird abgewaschen, Geschirr und Essen verräumt, Brösel beseitigt und alles abgewischt. 

 

Am Vormittag würden Mütter gerne joggen gehen oder ein gutes Buch lesen, statt dessen nützen sie ihn, um den Haushalt zu besorgen. Sie putzen und saugen, waschen die Wäsche, schaffen Ordnung, arbeiten vielleicht noch am Balkon, im Garten oder auf der Landwirtschaft und bereiten schließlich das Mittagessen zu. Der Partner, im besten Fall der Ehemann, geht arbeiten, um das Geld zu verdienen, das die Familie in Null komma nichts verbraucht.

 

Ja, Nachmittags eben die vielen kleinen Dinge. Bedeutsam oder bedeutungslos - es gibt in unserer Gesellschaft verschiedene Betrachtungsweisen:

 

Den Kindern das Essen geben, für sie da sein, ihre Freuden, Sorgen und Nöte anhören, die vormittags gewaschene Wäsche wieder abnehmen vom Wäscheständer, Aufgabe mit den Kindern machen, mit ihnen lernen, bügeln, wenn sich das noch ausgeht ... was für ein schöner und gemütlicher Nachmittag, vor allem, wenn es so richtig realistisch abläuft. Wenn die Kinder nicht weitertun, man schon zum zehnten Mal die achte Anweisung wiederholen muss ...

 

Wenn der Mann dann nachmittags von seiner Arbeit erholt und fröhlich - schön wär's - nach Hause kommt, wieder Essen bereitstellen, geduldig zuhören - was manchmal vielleicht schon eher als teilnahmsloses und müdes Dasitzen interpretiert werden kann, immer und für alle Zeit haben (außer für sich selbst natürlich). Versuchen, sein Nervenkostüm aus Stahl zu bewahren, wenn man aber eigentlich schon nackt da steht.

 

Zwischendurch und sowieso, mit den Kindern spielen und die Welt entdecken, Radfahren und Schwimmen beibringen, Schifahren und Eislaufen. Musik- und Ballettunterricht, Fußball und Pfadfindertreffen gehören auch dazu. Schließlich gehören die Kleinen gefördert. Irgendwann optimiert man seine Fahrweise durch den oftmaligen Taxidienst und schafft die Strecken inklusive Einparken in Rekordzeit, was regelmäßig sogar notwendig ist. Und weil sie auch vielen anderen Kindern befreundet sind, ladet man Freunde ein oder veranstaltet größere Geburtstagsfeiern, die man gleich zur Kalorienverbrennung nützen kann, da man gut damit beschäftigt ist, den Kindern hinterherzulaufen und auf sie aufzupassen.

 

Zu guter letzt gönnt man sich noch den Freizeitspaß eines Gartens, vielleicht sogar einer kleinen Landwirtschaft, dazu einige Viecher, damit die Kinder Bezug zu Tieren und mehr Verantwortungsgefühl bekommen: ein Hunderl, ein oder zwei Katzerl, ein paar kuschlige Kaninchen ...

 

Und weil man ja sozial verantwortlich und zu Hause ist, ist es selbstverständlich, Verwandte und Angehörige mitzuversorgen und zu pflegen.

 

Eigentlich ist das - Mutter - kein Beruf oder? Mütter sind ja zu Hause und nicht berufstätig!

 

Und dann die (oft gestellte gesellschaftliche) Frage, die so richtig gut tut und eine Mutter aufbaut: "Und? Wann gehst du wieder arbeiten?" Oder "Bist du berufstätig?" Oder "Was arbeitest du eigentlich?"  

 

Oder: Ein Formular kommt nach Hause, von der Schule, mit der Frage:

Vater: Berufstätig - Ja oder Nein.

Mutter: Beruftstätig - Ja oder nein?

 

Ist komisch? Oder?

 

Ich muss echt sagen, ich komme mir da als Mann etwas vera.... vor. Und wie muss sich wohl eine Mutter dabei fühlen? Was denkt sich unsere Gesellschaft über den Stand, den Beruf, der Berufung der Mütter?

 

Ist Muttersein in unserer Gesellschaft gar nichts wert, weil kein Einkommen dahinter steht? Wird Muttersein in unserer Gesellschaft so wenig geschätzt, weil dieser Job, der 24 Stunden des Tages und sieben Tage die Woche ausfüllt, als so schlimm oder minderwertig betrachtet wird?

 

Muttertag! Für was denn? Oder vielleicht doch für was: Medizin gegen das schlechte Gewissen. Zumindest für ein paar Stunden.

 

Klar ist: Jeder entscheidet für sich selbst, welche Rolle er in einer Gesellschaft einnehmen will/möchte/kann. Ob Frau oder Mann erwerbstätig sein möchte oder ob Mann oder  Frau sich dafür entscheidet, zu Hause als Vater oder Mutter zu arbeiten. Ich bin da sehr tolerant. Ich frage mich nur, wo die Toleranzt unserer Gesellschaft bleibt. Vor allem die Toleranz derer, die sich als tolerant bezeichnen und Toleranz von jedermann einfordern.

 

Wo bleibt die Anerkennung für Mütter?

 

Denn wo bleibt die Toleranz einer Frau gegenüber, die sich entschieden hat (gemeinsam mit ihren Mann), Mutter zu sein, wenn ständig gefragt wird, ob sie berufstätig ist, warum sie nicht arbeitet u.v.m.?

 

An Geld oder weiterführenden Versicherungszeiten oder die eventuelle Möglichkeit, von der Krankenkasse eine Kur oder Rehabilitation finanziert zu bekommen, denke ich jetzt noch gar nicht, für was denn auch? Eine Mutter, die nicht arbeitet, braucht ja auch kein Geld und keine Kur. Sie sitzt ja nur zu Hause herum ...

 

Ich wünsch mir echt von Herzen, dass Mütter geschätzt werden. Ich wünsche mir ein gesellschaftiches Umdenken und eine Toleranz, die wirklich tolerant ist.

 

Und ich wünsche mir, dass dieser Beruf, der einer der zukunftsträchtigsten, wertvollsten und wichtigsten Jobs der Welt ist, von wahren Männern und Frauen geschätzt und geeehrt wird, und so die Basis für eine gesunde Gesellschaft gelegt werden kann.

 

Umkehr ist möglich. Auch in diesem Bereich.